Männerdomäne Weinbau? Das war einmal. Heute wirken viele Frauen im „Weinmachen“ nicht nur auf Augenhöhe mit den einst uneingeschränkt dominierenden Männern, sondern prägen den Weinbau in Weinberg und Keller auch mit eigenen Akzenten. Viele Winzertöchter, aber auch Seiteneinsteigerinnen haben die Welt der Weine erobert, sind nach einer intensiven Ausbildung in Weinbau-Fachschulen ins Rampenlicht getreten und meistern den Alltag des Winzers mit einem ihnen eigenen Selbstverständnis.
Das vor 27 Jahren von sieben Winzerinnen am Kaiserstuhl gegründete Frauennetzwerk „Vinissima“, dessen pfälzische Regionalgruppe mit ihren 154 (von bundesweit fast 600) Mitgliedern im nächsten Jahr ihr 25jähriges Bestehen feiern wird, hat durch Erfahrungs- und Wissensaustausch das Selbstbewusstsein der Frauen im Weinbau von Grund auf und nachhaltig gestärkt. Winzerinnen und Gastronominnen, Weinjournalistinnen und Sommelieren stehen längst ihren Mann und sind allenthalben anerkannt.
Nicht alle geben begreiflicherweise allein den Ton in ihren Winzerbetrieben an – sie sind ins familiäre Geschehen samt Ehemann und Kindern eingebunden. Aber allein in der Pfalz gibt es mehr als ein Dutzend Weingüter, in denen überwiegend eine Frau für den rechten Ton und Geschmack sorgt – wie etwa Nicole Gräber (Edenkoben), Stefanie und Gabriele Weegmüller (Haardt), Christine Bernhard (Zellertal), Anna-Barbara Magin (Forst) oder Barbara Roth (Siebeldingen). Sie trifft man nicht nur bei repräsentativen Verkaufsveranstaltungen im edlen Tuch, sondern auch im meist blauen Winzer-Outfit im erdigen Weinberg oder in der duftenden Kühle eines Weinkellers.
„Vinissima“ hat das neue Selbstbewusstsein der Winzerinnen nicht geschaffen, aber in in großem Maße gestärkt. Sabine Mosbacher-Düringer (Forst) traute sich vor wenigen Jahren sogar den Bundesvorsitz in dem Frauen-Netzwerk zu und setzte eigene Akzente – die Doppelbelastung von Familie und Winzerberuf unter einen Hut zu bringen, war ihr eine Herzensangelegenheit. Sabine Bernhart (Zellertal) will die vielen Frauen eigene Fähigkeit, Probleme „mit Kopf, Verstand und Diplomatie“ zu lösen, vor allem in die Kundenbetreuung einbringen.
Im weitesten Sinne gehört dazu auch das Repräsentieren für den Wein – und da sind vor allem die Pfälzerinnen eine Klasse für sich. Birgit Schehl-Rebholz (Siebeldingen), Silvia Benzinger (Kirchheim), Katja Schweder (Hochstadt) oder Janina Huhn (Bad Dürkheim) erweiterten im In- und Ausland ihren Horizont als Deutsche Weinköniginnen und gaben ihre Erfahrungen in der Heimat an Kolleginnen weiter. International tätige Firmen und Organisationen machten sich das neue Wissen und Selbstbewusstsein der Frauen zunutze und holten sie an Bord – Katja Schweder und Janina Huhn wurden gar von dem Weltkonzern BASF in seine renommierte Kellerei verpflichtet.