#Von St. Martin nach Burrweiler – Wandertipp

Die Südliche Weinstraße begrüßt uns heute schon am Vormittag mit strahlendem Sonnenschein. Unser Auto stellen wir auf dem Parkplatz am südlichen Ortsende von St. Martin ab und schnüren die Wanderschuhe. Noch ein Blick in die Karte und dann kann es losgehen. Wir sind heute erst mal nicht auf dem Wanderweg „Deutsche Weinstraße“ unterwegs, sondern starten am St. Martiner Weinlehrpfad Richtung Süden durch die Weinberge. Rechts haben wir die Ruine Kropsburg im Blick, links – etwas weiter südlich – die Kirchtürme von Edenkoben. Der betonierte Weg mündet in die Straße ein, die zum Friedensdenkmal hinaufführt. Wir folgen ihrem Verlauf ein kurzes Stück und erreichen nach wenigen Minuten wieder den Wanderweg „Deutsche Weinstraße“ (grüne Trauben auf weißem Grund).

Auf ihm wandern wir, vorbei an den Parkplätzen der Talstation Rietburgbahn und der Villa Ludwigshöhe, zunächst in den malerischen Weinort Weyher. In östlicher Richtung schweift der Blick über das romantische Rhodt, zu Recht „Schatzkästlein der Pfalz“ genannt. Einer der Hauptanziehungspunkte dort ist die Theresienstraße, benannt nach der Ehefrau von König Ludwig I. von Bayern, mit der über 150 Jahre alten Kastanienallee. Aber Rhodt wartet noch mit weiteren Besonderheiten auf, wie dem ältesten Weinberg der Welt, dessen Traminer-Rebstöcke nach fast 400 Jahren immer noch Ertrag liefern, oder dem 2003 angelegten Südfrüchtegarten in der Ortsmitte. Ob wir auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher in den schönen Weinort unterhalb der Rietburg machen sollen? Das werden wir kurzfristig entscheiden. Uraltes Geläut, wachsame Esel und ein Renaissance-Bauwerk Nun wenden wir uns erst einmal Weyher, seinen Sehenswürdigkeiten und geschichtlichen Besonderheiten zu, wie dem im 18. Jahrhundert barock überformten Rathaus mit polygonalem Treppenturm und Arkadenhalle, und dem Kirchturm, der das älteste, zusammenhängende Glockengeläute der Pfalz beherbergt.

Fast schon abenteuerlich hört sich die Geschichte über dessen „Rettung“ im Jahre 1794 an. Damals hatten Soldaten der französischen Revolutionsheere die Glocken bereits vom Turm geholt und zum Einschmelzen am nächsten Tag bereit gestellt. In der Nacht schafften junge Männer aus Weyher die Glocken aus dem Dorf und vergruben sie in einem frisch gerodeten Weinberg. Trotz zahlreicher Repressalien konnte das Geläut nicht aufgespürt werden. Erst im Jahr 1804, als die Gefahr vorüber war, wurden die Glocken aus der Erde geholt und unter großem Jubel der Anwohner zurück in den Kirchturm gebracht. Bedingt durch das milde Klima und die vielen Sonnenstunden gedeihen in Weyher und in der Umgebung neben den heimischen auch südländische Pflanzenarten. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Trauben, Nüssen und Kastanien reifen unter anderem Feigen, Mandeln, Zitronen und Kiwis. Wir haben fast das Ortsende erreicht, als uns urplötzlich ein merkwürdiges Geräusch aufschreckt. Es kommt vom Gelände eines Bauernhofes und beim näheren Erkunden durch den Zaun sind wir sehr überrascht. Zwei Esel grasen auf dem Grundstück. Und sie scheinen ebenso wachsam zu sein wie Hunde! Für uns heißt es jetzt weiterwandern Richtung Burrweiler, unserem heutigen Etappenziel. Nach einem eher gemütlichen Anstieg werden wir erst mal erbarmungslos steil in die Tiefe geschickt, um das Gelände der Burrweiler Mühle zu passieren. Und danach geht es natürlich wieder ebenso steil bergauf. Aber die Mühe wird belohnt, nachdem wir unser Etappenziel erreicht haben. Das herrlich gelegene Winzerdorf wartet mit einigen Sehenswürdigkeiten auf. Markantestes Gebäude vor Ort ist das ehemalige Schloss, das im 16. Jahrhundert von den Dahn’schen Grafen erbaut wurde und im darauf folgenden Jahrhundert mehrmals die Besitzer wechselte. 1654 errichteten die Grafen von der Leyen den Gebäudetrakt neu als Wohnraum für gräfliche Beamte. Heute beherbergt das Gebäude die Winzergaststätte. Von der einstigen Pracht zeugen die noch erhaltenen Renaissance-Torbögen auf der Südseite. Weithin sichtbar ist die St. Annakapelle, eine katholische Wallfahrtskirche, 170 Meter oberhalb von Burrweiler gelegen. Nach kurzer Rast machen wir uns wieder auf den Rückweg. Den eingangs erwähnten Abstecher nach Rhodt haben wir einstimmig beschlossen. Denn bis zum Auto im Süden von St. Martin schaffen wir es dann allemal…

Infos und Tipps: Gesamtlänge der Strecke: zirka 18 km Reine Gehzeit: (Hin- und Rückweg, ohne Abstecher nach Rhodt): zirka 4 Stunden, 30 Minuten Markierung: Wanderweg Deutsche Weinstraße Empfohlenes Kartenmaterial: Wander-, Rad- und Freizeitkarte Deutsche Weinstraße, Detailmaßstab 1:40.000 Die einzelnen Routen können selbstverständlich individuell geplant werden. Erforderlich: Festes Schuhwerk, Rucksack mit Getränken und Snacks für unterwegs. Einkehrmöglichkeiten in allen Orten, über Öffnungszeiten und Ruhetage vorab informieren.

Von Monika Schleicher (entnommen „Auf facettenreichen Pfaden durch das pfälzische Rebenmeer“, erschienen im Geier-Druck-Verlag, erhältlich im Shop)