Ein verborgenes Zeugnis und Kleinod der pfälzischen Kulturgeschichte hoch im Wald südlich von Elmstein-Iggelbach soll wieder ins Bewusstsein gerückt werden: Zum „Ritterstein Nr. 186“ mit dem orthografisch unkorrekt eingemeisselten Hinweis „Geisskopferhof“ gesellt sich auf dem 390 Meter hohen Geiskopf nun auch eine Hinweistafel mit Erklärungen zu den baulichen Resten einer untergegangenen Waldbauernsiedlung aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert – einen Abstecher bei einer Wanderung von Iggelbach auf den Taubensuhl ist der einstige Weiler auf jeden Fall wert.
Mit etwas Fantasie kann man sich auf der kleinen, wieder aufgeforsteten Hochebene durchaus vorstellen, dass dort zwischen 1789 und 1852, als der letzte Bewohner aufgab und in eines der im Tal liegenden Dörfer zog, reges bäuerliches Treiben herrschte. Immerhin lebten auf der Hochfläche mitten im Pfälzerwald einmal elf Familien mit 72 Menschen – in fünf Gebäuden alle unter einem Dach mit ihrem Vieh. Von den Häusern ist kaum noch etwas sichtbar: Nur die spärlichen Grundmauern kann man noch erkennen oder den Standort von Brunnen und Viehtränke.
Die Grafen von Leiningen, denen der Wald südlich von Elmstein gehörte, verpachteten Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Geiskopf, der früher „Gauchskopf“ (Kuckuckskopf) hieß, Wald an landlose Untertanen – und das aus purem Eigennutz: Die Waldbauern sollten durch ihre Anwesenheit Waldfrevel wie Wilderei und Holzdiebstahl verhindern. Dafür erhielten sie weitgehend abgabenfrei rund 150 Morgen Wald, den sie durch Rodung in Acker- und Weideland umwandeln durften. Doch die Standortbedingungen waren nicht gut: Der Boden war karg und die raue Witterung in der windigen Höhenlage verhinderte meist ausreichende Ernteerträge.
Hinzu kam, dass die Geiskopf-Siedlung weit abgelegen war: Kirche, Schule, Arzt – der mehr als sechs Kilometer lange Weg nach Elmstein und Iggelbach war weit und beschwerlich. Hinzu kamen jahrelange Rechtsstreitigkeiten, weil die Bauern weitere Rodungen forderten, die man ihnen aber nicht gewähren wollte. So kam es, wie es kommen musste: Nach und nach wanderten die Siedler ab und 1846 waren die Einödgehöfte praktisch wieder verlassen. Im Tal hielten sich nur der 1795 angelegte Hornesselwieserhof (heute Gasthaus „Stilles Tal“) und ein Kilometer talabwärts ein Gehöft, das heute als Ausflugsgaststätte „Hornesselwiese“ eine Attraktion ist.
Kurios: Obwohl von der einstigen Geiskopf-Siedlung auf der Hochebene kaum noch etwas zu sehen ist, kennt man viele Namen der früheren Bewohner. So war Andreas Bügler der älteste Waldbauer auf dem Geiskopf – er starb am 29. August 1797 im Alter von 96 Jahren. Einer der ersten Pächter der Grafen von Leiningen war 1732 Friedrich Zeiß aus Albersweiler, der im Tal auf der heutigen Geiswiese eine Sägmühle baute und auch Ackerbau und Viehzucht betrieb. Namen wie Bügler, Heubel oder Kramm sind noch heute im Elmsteiner Tal und in der Umgebung ein Begriff – die Vorfahren wohnten alle einmal auf dem Geiskopf.
Zum Geiskopf und seinen baulichen Resten der Waldbauernsiedlung kommt man nur zu Fuß. Mit dem Auto fährt man über das Elmsteiner Tal vorbei am Helmbachweiher über die K 16 zur Hornesselwiese. Dort führt eine einigermaßen befestigte gut Waldstraße zur Geiswiese, wo man parken und über einen Wanderweg in einer Viertelstunde zum Geiskopf hochsteigen kann.